Gut essen in prächtiger Atmosphäre ist eine wunderbare Art, einen Abend zu verbringen. In den großen und kleinen Städten dieser Welt (und manchmal auch mitten im Nirgendwo) erwarten euch großartige Küchen, oft auch mit Sternen im Guide Michelin oder Erwähnungen im Gault&Millau.
Dass man sich auch in weniger gehobenem Rahmen beim Essen blamieren kann, wissen wir alle. Und dann das Ganze vor dem Gourmet-Publikum?
Wenn man noch nicht so häufig in seinem Leben in exklusiven Restaurants war, kann die Vorstellung von hochnäsigen Kellnern, unbekannten Speisen und horrenden Rechnungen abschrecken. Dabei erwarten euch meist wunderbare Gastgeber und Erlebnisse, die ein Freund guten Essens sicher lange nicht vergessen wird. Traut euch durch die prächtigen Türen – eine neue Welt eröffnet sich! Hier bereite ich euch mit ein paar Tipps darauf vor, was euch erwartet.
Werd ich mich nicht total blamieren?
Keine Sorge, wird nicht passieren. Essen ist ein Wohlfühlerlebnis und Restaurants wissen das. Lasst euch einfach durch den Abend führen. Üblicherweise braucht ihr eine Reservierung. Sie dient dazu, dass die Küche planen kann, was an diesem Abend wann anfällt. Gerade bei kleinen oder berühmten Restaurants sichert sie euch auch einen Platz. In manchen Fällen kann es sein, dass einige besondere Vertreter ihrer Art auf Monate oder Jahre hinaus ausgebucht sind. Reservieren kann dennoch jeder. Ihr müsst nicht reich und berühmt sein. Jeder kann kommen.
Muss ich in Smoking und Abendkleid auftauchen?
Bitte nicht – außer ihr wollt um jeden Preis auffallen. Seid einfach ganz ihr selbst. Beim Silvesterdinner kann der Smoking natürlich sehr wohl angemessen sein. Sonst seid ihr aber mit Smart Casual meist schon gut bedient. Wenn ihr unsicher seid, achtet auf die Dresscodes der Restaurants. Tagsüber tut es ein Jackett, dazu eine anständige Stoffhose oder ein knielanges Kleid – so wie auch sonst im Leben. Am Abend darf es gern etwas festlicher sein.
Übrigens kann man der Kleidung auch nicht zuverlässig das Kreditkartenlimit ablesen. Selbst wenn ihr euch den Abend von einem nicht so üppigen Gehalt abgespart habt – keine Sorge. Niemand wird euch blöd anschauen. Und wenn doch, dann liegt es sicher daran, dass ihr fantastisch ausseht.
Wie komm ich heil an den Tisch?
Ihr werdet am Empfang begrüßt und an den Tisch gebracht. Dort wird euch ein Kellner das Menü vorstellen oder die Speise- und Weinkarte überreichen. Ab dann läuft es ähnlich wie beim Italiener um die Ecke. Nur vielleicht mit einem gratis Gruß aus der Küche und kleinen Zwischengerichten, z. B. einem Sorbet (wenn es unverlangt kommt, ist es ebenfalls gratis). Auch mit der Rechnung gibt es oft noch ein Goodie.
Und was soll ich jetzt bestellen?
Gourmetrestaurants sind berüchtigt für winzige Portionen. Aber das gilt längst nicht für jedes. Um das einschätzen zu können, seht euch die Set Menus in der Karte an. Haben die drei oder fünf Gänge, wisst ihr, dass die Portionen größer sind als wenn das Set Menu vierzehn Gänge hat (die sind dann natürlich entsprechend klein). Wenn ihr unsicher seid, fragt nach. Sagt auch unbedingt Bescheid, wenn ihr Unverträglichkeiten habt, falls ihr nicht sowieso gefragt werdet. Wenn ihr etwas auf der Karte nicht kennt, fragt auch gerne nach oder googelt diskret.
Set Menüs sind übrigens eine wunderbare Art, die Küche kennenzulernen. Oft findet ihr hier die besten Gerichte und auch ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Gerichte, auf die die Köche besonders stolz sind, bringen sie hier unter. Da könnt ihr nichts falsch machen.
Falls ihr euch Sorgen macht, weil ihr keine Ahnung habt, wie man Hummerscheren oder Austern knackt – das müsst ihr nicht. Restaurants haben schon lange kapiert, dass fast niemand diese Kunst beherrscht und sowas nur für Soße auf Tischen und Gästen sorgt. Panzer sind vorgeknackt oder schon ausgelöst. Wer Sorge hat, kann auch was anderes bestellen. Nicht jeder findet Austern lecker. Ich kann sie aber sehr empfehlen! Im Zweifelsfall übrigens nur in Monaten mit R im Namen. Lebensmittelsicherheit kann nämlich selbst in den besten Restaurants ein Thema werden. Das weiß ich leider aus leidiger Erfahrung an einen nicht sehr erinnerungswürdigen Interkontinentalflug mit Lebensmittelvergiftung – wobei ich an diesem Abend keine Austern hatte.
Ihr müsst übrigens keinen Wein zum Essen nehmen oder Weinkenner sein. Lasst euch im Zweifelsfall was empfehlen. Die echten Weinkenner sind selten und keiner verlangt von euch, einer zu werden, wenn euch das eigentlich nicht so interessiert.
Falls doch, ist dieser Abend eine wunderbare Gelegenheit, um euer Repertoire zu pflegen. Denn gute Restaurants haben Sommeliers, die euch gerne Empfehlungen aussprechen und nach euren Wünschen eine schöne Flasche auswählen. Macht ruhig davon Gebrauch!
Und zuletzt der Klassiker zum Verhalten bei Tisch: Beim Besteck immer von außen nach innen arbeiten. Aber das wisst ihr ja schon aus Titanic : )
Kann ich das auf Instagram teilen, oder blamier ich mich dann total?
Von vielen schönen Abenden habe ich keine Bilder. Gerade in Restaurants, in denen man direkt mit dem Koch an einer Theke interagiert, fand ich das in den vergangenen Jahren unhöflich. So hab ich zumindest gedacht.
Aber Social Media sind für Restaurants heute so wichtig geworden, dass es meist sogar gerne gesehen wird, wenn ihr von den kunstvoll präsentierten Speisen Fotos macht. Auch ein Selfie ist total erlaubt. Nette Kellner werden euch bestimmt direkt anbieten, ein Foto von euch am Tisch zu machen. Inzwischen nehme ich also mein Handy mit an den Tisch. Zeiten ändern sich. Zeigt eurer Community gerne, was ihr esst. Vergesst bitte nicht, das Restaurant zu vertaggen!
Bezahlen muss auch sein
Am Ende des Essens kommt die Rechnung. Falls das Restaurant, in dem ihr esst, zu einem Hotel gehört, in dem ihr zu Gast seid, lasst die Rechnung einfach auf die Zimmerrechnung setzen. Das macht ihr, indem ihr auf der Rechnung in den entsprechend beschrifteten Zeilen Zimmernummer und Namen angebt. Das könnt ihr auch tun, wenn ihr nicht die Person seid, die am Ende beim Check-out die Rechnung bezahlt. Die Rechnungen werden gesammelt und im Lauf eures Aufenthalts auf die Rechnung gebucht, die ihr am Ende präsentiert bekommt. Ansonsten zahlt ihr einfach ganz normal die Rechnung, mit Karte oder bar. Und was ist mit dem Trinkgeld? Dazu folgt unten gleich der nächste Tipp.
Wieviel Trinkgeld soll ich geben?
Auf eurer Rechnung findet ihr eine Trinkgeldzeile, in die ihr eintragen könnt, wieviel ihr geben möchtet. Auch hier gilt: Es ist kein Muss. Bucht ihr die Restaurantrechnung auf die Hotelrechnung, wird auch das Trinkgeld dorthin gebucht.
Üblicherweise könnt ihr auch schon auf Speisekarten sehen, ob und wieviel Trinkgeld in den Service eingerechnet ist.
Ihr müsst prozentual nicht mehr Trinkgeld geben, als ihr auch in einem günstigeren Restaurant geben würdet. Ein kleines Extra auf die Rechnung genügt. Dieses sollte sich am Gesamtverzehr orientieren. Es gibt keine Notwendigkeit, dem Klischee vom freigiebigen Milliardär zu entsprechen, der erstmal drei dicke Scheine extra dazulegt. Außer natürlich das macht euch Freude. Der Service freut sich sicher über eure Großzügigkeit.
Achtung! Wenn ihr in die USA reist, müsst ihr im Restaurant Trinkgeld geben, und zwar üblicherweise ungefähr 20% des Rechnungspreises, vorausgesetzt ihr seid zufrieden. Wenn ihr nicht so zufrieden seid, gebt stattdessen 10% oder 15%. Der Hintergrund dafür ist, dass Servicepersonal in Restaurants in den Vereinigten Staaten fast kein oder überhaupt kein Gehalt erhält und seinen Lebensunterhalt über Trinkgelder verdienen muss. Wenn ihr kein Trinkgeld gebt, bringt ihr diese Menschen um ihre Lebensgrundlage. Sollte das Restaurant, in dem ihr esst, doch faire Gehälter bezahlen und das Trinkgeld in den Verzehr einrechnen, findet ihr einen Vermerk dazu in der Speisekarte. In den allermeisten Fällen aber seid ihr diejenigen, die das Gehalt bezahlen.
Und jetzt: Guten Appetit und Cheers!