Vor zehn Jahren habe ich das luxuriöse Reisen für mich entdeckt. Seitdem ich mehr oder weniger zufällig hineingestolpert bin, bin ich auf den Geschmack gekommen und war seitdem auf der ganzen Welt unterwegs – immer zusammen mit meiner Freundin.
Weltweites Reisen ist für LGBT-Paare nicht so selbstverständlich. Wir müssen uns Fragen stellen, an die andere vielleicht überhaupt noch nie gedacht haben: Ist mein Ziel sicher? Ist das okay? Wie werde ich empfangen werden? Muss ich mit Benachteiligungen rechnen? Werde ich blöd angeschaut?
Deshalb möchte ich meine Erfahrungen gerne mit euch teilen. Ich hoffe, ich kann euch dabei helfen, dass eure Reise nicht nur sicher sondern auch sorglos wird.
Mit Selbstbewusstsein reisen
Wenn wir unterwegs sind, sind wir oft das einzige (sichtbare) LGBT-Paar. Wir sind eher jung für die Umgebung, in der wir uns bewegen, und deshalb stechen wir oft auch so ein wenig aus der Gästemenge heraus.
Häufig reisen wir auch an Honeymoon Destinations. Ich hab einfach sehr viel für Strände und Inseln übrig. Dort ist die Zusammensetzung der Gäste dann anders: Viele sind in unserem Alter, aber es gibt nur Paare. Dort ist natürlich jedem schon bei der Ankunft klar, dass wir auch eines sind. Diese Sichtbarkeit muss einem dort bewusst sein. Sie erfordert ein gewisses Maß an Selbstbewusstsein – ihr outet euch schon allein durch eure Gegenwart.
Entspannt bleiben
Um eines vorweg zu nehmen: Es gab noch nie Probleme, egal wo wir waren. Dabei suche ich nie explizit nach gay-friendly Angeboten. Wir wurden überall freundlich und kein bisschen anders als andere Gäste empfangen. Stets haben wir das gleiche Servicelevel und die gleiche Gastfreundschaft erhalten. An vielen Orten haben wir Upgrades bekommen, einen besonders schönen Tisch, Geschenke oder besondere Aufmerksamkeit vom Personal. Ich kann mich auch nicht erinnern, dass je jemand gestarrt hätte. Natürlich wäre das auch im Luxussegment völlig unangebracht und sicherlich ist das Personal in dieser Hinsicht geschult. Es gibt kein einziges Hotel, keine einzige Fluglinie und keinen einzigen Serviceanbieter, bei dem ich je das Gefühl hätte, dass wir diskriminiert würden.
Manchmal sind uns auch ganz herzliche Momente und Überraschungen passiert. Auf der kleinen Insel Vahine in Polynesien war man sich so sicher, dass wir Honeymooner sind, dass uns an einem Abend als Überraschung ein Hochzeitsempfang ausgerichtet wurde. Dabei kamen dann auch die anderen Gäste, um uns zu gratulieren. Wir haben das nicht aufgeklärt und uns einfach darüber gefreut. Eine sehr schöne Geste!
Mit Stolpersteinen umgehen
Manchmal sind schon auch Irritationen vorgekommen, die aber eigentlich eher lustig waren. Auf Bali bin ich mehrfach auf meinen Ehemann angesprochen worden, als meine Freundin nicht da war. Einmal wurde sie sogar von einem Servicemitarbeiter als „Sir“ angesprochen. Das kann nur aus einer Erwartungshaltung heraus resultiert sein – meine Freundin sieht kein bisschen männlich aus. Dem Kellner war das hinterher sicher furchtbar peinlich. Über solche Kleinigkeiten kann ich aber problemlos hinwegsehen.
Manchmal werden wir beim Check-in gefragt, warum wir zusammen unterwegs sind (obwohl das eigentlich eine zu persönliche Frage ist, die Mitarbeiter Gästen im Grunde nicht stellen dürften). Dazu muss man sagen, dass wir recht unterschiedlich daherkommen: Ich bin eher ein Fan von Designerartikeln, was man mir auch deutlich ansieht. Meine Freundin dagegen ist am liebsten mit Trekkingrucksack unterwegs.
In solchen Momenten stellen wir uns meistens als „Travel Buddies“ vor. Der Grund dafür ist, dass ich ungern meinen Ansprechpartner vor den Kopf stoßen möchte. Denn diese Irritationen über unser ungewöhnliches Reiseverhalten entsteht meist in Ländern, in denen LGBT-People unsichtbar sind oder bleiben müssen.
Reisen in Risikoländer
Wir reisen auch in Regionen, in denen Homosexuelle benachteiligt oder sogar verfolgt werden. Ob ihr das genauso machen möchtet, bleibt euch überlassen. Ich will keine grundsätzliche Empfehlung aussprechen. Wenn ihr euch damit nicht wohlfühlt, in einem Land Geld auszugeben, das unsere Peers verfolgt und in die Unsichtbarkeit zwingt, kann ich das gut verstehen.
Solltet ihr diese aber dennoch sehen und besuchen wollen, kann ich euch zumindest beruhigen: Selbst in sehr konservativen Regionen wurden wir freundlich und ohne Vorbehalte empfangen. Explizit geoutet hätte ich mich dort selbstverständlich niemals. Allerdings bleibt die Frage, wie unauffällig zwei „Freunde“ sind, die sich in eine Honeymoon Suite einbuchen.
In vielen konservativen Ländern (und auch in anderen) sind das geschriebene und das gelebte Gesetz recht weit voneinander entfernt. In den Emiraten zum Beispiel darf auch an heterosexuelle Paare, die unverheiratet sind, kein Hotelzimmer vermietet werden. Ich will das Hotel sehen, das sich daran hält. Solange niemand sichtbar Gesetze übertritt, ist im Grunde alles fein und es wird keine Schwierigkeiten geben.
Eine Checkliste für eine erfolgreiche Reise
Das sind meine Tipps für (Luxus-)Reisen in Länder, in denen es LGBT+ schwer haben:
- Wenn ihr viel Geld mitbringt, wie ihr es als Luxusreisende tut, dann müsst ihr euch wenig Sorgen machen. Ihr werdet hofiert werden und zu einem gewissen Maß auch isoliert vom „echten Leben“ vor Ort reisen. Euer Geld und euer Ausländerstatus (manchmal sicher auch die Hautfarbe) sind euer bester Schutz. Wo Locals in Probleme geraten können, sind Touristen oft im Vorteil. Das gilt insbesondere für Länder, deren Einkommensquelle der Tourismus ist.
- Vorsichtig sein solltet ihr trotzdem. Haltet euch deshalb in der Öffentlichkeit an die lokalen Sitten. Das heißt zum Beispiel: In Ländern, in denen Berührungen generell nicht öffentlich gezeigt werden, das auch auf der Straße zu vermeiden. Das ist auch respektvoll gegenüber Land und Leuten. Als Gast muss man nicht provozieren.
- Informiert euch vor eurer Abreise natürlich dennoch, wo ihr in Probleme geraten könntet. Meidet Situationen, die riskant werden könnten. Innerhalb von Hotels etc. wird das sicherlich nicht passieren, aber wenn ihr euch draußen unters Volk mischt, bleibt aufmerksam und vernünftig. Von manchen Ländern solltet ihr vielleicht ganz die Finger lassen, wenn euer Bauchgefühl das sagt.
- Und zuletzt: Entspannt euch. Als Touristen von der „Insel der Seligen“ habt ihr es überall auf der Welt leichter, auch wenn ihr LGBT+ seid. Ihr seid sehr wertvolle Gäste für die Orte, die ihr besucht. Es hilft, sich dessen bewusst zu sein.
Generell weiß die Tourismusindustrie um die attraktive Zielgruppe, die sie in euch hat. In vielen westlichen Ländern haben LGBT-Paare häufig pro Kopf mehr Geld zur Verfügung als der Durchschnittsmensch. Das liegt an einem hohen Bildungslevel und der zugleich unterdurchschnittlich niedrigen Kinderzahl, die sie finanzieren müssen. Zahlreiche Luxusanbieter und -Regionen wenden sich mit ihren Werbemaßnahmen deshalb inzwischen auch dezidiert an LGBT-Reisende. Länder, die zum Beispiel die Ehe für alle legalisieren, gewinnen damit neue Einkommensquellen.
Reist also selbstbewusst. Mut und Vernunft sind gute Wegweiser. Wenn ihr Fragen haben solltet, schreibt sie mir gerne. Und wenn ihr nach Zielen sucht, an denen ihr besonders willkommen seid: die stelle ich euch hier zusammen. Ständig werden es mehr.
Gute Reise!
2 Kommentare
Toller Artikel! Sehr informativ!
Vielen Dank! 🙂