Die Seychellen bestehen nicht nur aus den berühmten felsigen Inseln, auf deren goldenen Stränden riesige Granitblöcke eine einzigartige Landschaft bilden. Weit außerhalb der zentralen Inseln um Mahé und Praslin liegen Korallenatolle mit weißen Sandstränden, wie man sie eher von den Malediven kennt. Dort gibt es nur wenige Hotels – ihr seid wahrhaftig mitten im Nirgendwo.
Auf einem der langsam versinkenden Atolle liegt die Insel Desroches, die größte der sogenannten Amiranten. Sie war ehemals eine Kokosplantage und ist jetzt Heimat des neuen Four Seasons Seychelles Resort at Desroches Island. Ihr kommt nur mit einem Charterflug dorthin, und auf der Insel erwarten euch nicht nur elf Kilometer einsame Strände, sondern auch ein Regenwald, eine der wenigen Populationen von Aldabra-Schildkröten und ein Resort, das Seinesgleichen sucht.
Die Eröffnung des Four Seasons Seychelles at Desroches mit seinen sechs Sternen war für mich der ausschlaggebende Grund, 2018 wieder eine Reise auf die Seychellen zu machen (unsere zweite Seychellenreise). Und was soll ich sagen? Erwartungen gnadenlos übertroffen!

In 40 Minuten ins Paradies
Das Four Seasons Desroches erreicht ihr nur mit einem vom Resort arrangierten Flug. Dafür wird euch ein Jet von IDC, der Island Development Company gechartert, die auf Bestellung Flüge zwischen den Inseln des Landes durchführt. Für diesen Flug checkt ihr am Domestic Terminal am Flughafen von Victoria ein. Ein kleines Four Seasons-Schild weist euch den Weg, aber notfalls sammelt euch auch jemand ein, wenn ihr nicht weiter wisst. Es gibt bisher keine eigene Lounge für die Gäste dieses Flugs. (Ich könnte mir vorstellen, dass sich das zukünftig ändert. Aktuell wird dort eh noch viel gebaut.) Ihr könnt im richtig guten kleinen Coffee Shop des Terminals warten, bis euer Flug aufgerufen wird. Dann werdet ihr von einem Four Seasons-Mitarbeiter zu eurem Jet gebracht.

Wenn die Piloten sich euch vorgestellt haben und die obligatorischen Sicherheitshinweise vorgelesen sind, geht es auch schon los! Die Maschine startet und bringt euch in 40 Minuten Flugzeit nach Desroches. Tipp: Setzt euch nach links, dann könnt ihr die Insel im Landeanflug besonders gut sehen!

Bei der Landung auf der resorteigenen Landebahn mitten im Regenwald seht ihr bereits die gehissten Flaggen vor der offenen Lobby. Das ganze Personal hat sich bereits dort versammelt, um euch zu begrüßen. In den Farben des Resorts – weiß, pastellorange und hellblau – heben sie sich harmonisch vom strahlenden Grün ab. Der Jet wendet, fährt vor, und euch wird die Gangway hinunter geholfen. Angekommen!
Four Seasons Seychelles at Desroches Island – Ein perfektes Inselerlebnis
In der Lobby erhaltet ihr euren Begrüßungscocktail und werdet eingecheckt. Euer Butler stellt sich euch vor und fährt euch mit dem Buggy einmal durch den Resortbereich und dann zu eurer Villa.
Die Insel Desroches teilt sich groß in drei Teile auf: Auf dem ersten Drittel befinden sich die Resortanlagen, die Villen und die Landebahn. Im zweiten liegt die alte Kokosplantage, die heute verwildert ist, der Lebensraum der wild lebenden Aldabra-Schildkröten und ein kleines Dorf seychellischer Einwohner. Es leben ungefähr zwanzig Personen dort. Außerdem gibt es eine kleine Anlage, in der die Angestellten des Resorts wohnen. Der dritte Teil der Insel besteht rein aus ursprünglichem Regenwald. Entdecken und nutzen könnt ihr alles. Und die Insel ist so groß, dass es nie langweilig werden kann!

Der Resortteil wird von der Landebahn durchzogen. Auf der einen Seite befinden sich die Restaurants, der alte Leuchtturm, der jetzt ebenfalls ein Restaurant ist, der Hauptpool (Vorsicht vor vielen Bremsen!), das Tauchzentrum, die Niederlassung der Meeresbiologen, die Boutique, das Spa sowie einige der Villen. Das alles liegt auf der Westseite der Insel.

Jenseits der Landebahn liegen weitere Villen – unter anderem unsere – und der größte Teil der Insel. Rundherum findet ihr wunderschöne Strände, die absolut einsam sind. Wenn ihr mal luxuriös verloren gehen wollt, ist Desroches der perfekte Ort dazu.

Euer Butler bringt euch jetzt erstmal zu eurer Villa. Jede ist mit einem privaten Pool ausgestattet, hat einen eigenen Garten, ein wirklich riesiges Bad mit Innen- und Außenbereich und einen eigenen Strandabschnitt, der sich sehen lassen kann. Selbst die kleinsten Villen haben wirklich fantastische Dimensionen. Alles ist topmodern, gerade erst gebaut worden, und state of the art ausgestattet.

Bleibt auf jeden Fall mindestens fünf Tage- es lohnt sich!
Wilde Schildkröten und Strandpicknicks mit eurem eigenen Butler
Ihr bekommt Fahrräder, um die großen Entfernungen auf der Insel zu überwinden. Und die braucht ihr auch, denn von einem Ende der Insel zum anderen braucht ihr gut und gerne 40 Minuten! Ihr könnt auch über die Landebahn fahren (grandioser Fotospot!), wenn nicht gerade der Jet startet oder landet. Das ist aber nur ungefähr zweimal am Tag der Fall, wenn neue Gäste kommen oder abreisen.

Während des Aufenthalts fühlt man sich gerne mal wie der einzige Mensch auf der Insel. Die Anlage ist so weitläufig, dass ihr teilweise sehr lange herumradeln könnt, ohne irgendwem zu begegnen. Wir haben uns auf jeden Fall gleich aus Entdeckungstour gemacht und haben nach ein paar Minuten jemanden getroffen – nämlich eine der wilden Landschildkröten!

Die Aldabra-Riesenschildkröte lebt nur an ganz wenigen Orten auf der Welt. Ursprünglich beheimatet auf dem Aldrabra-Atoll, gibt es fünf weitere Populationen auf umliegenden Inseln im Land. Der Grund dafür ist, dass diese regional völlig getrennten Gruppen die Art selbstständig erhalten könnten, falls die anderen einer Katastrophe zum Opfer fallen sollten. Auf Desroches gibt es eine Aufzuchtstation für Jungtiere. Die Erwachsenen leben selbstständig in den Wäldern der Insel. Ihr könnt sie mit Äpfeln anlocken. Der älteste Vertreter ist George. Er ist mehr als 120 Jahre alt und hat noch einmal gut 80 vor sich. Ihr trefft ihn meistens am Wegrand im Schatten eines Baums.

Wir sind einmal über die Insel und durch den Regenwald, durch das Dorf und die Plantage geradelt – sehr heiß, sehr anstrengend, wunderschön. Ich war sofort absolut begeistert!

Auch die 18 Strände der Insel können sich sehen lassen, denn jeder ist völlig anders, aber alle sind echt und einzigartig auf seine Art. Jeder Strand ist mit Telefon, Sitzgelegenheiten, Kajaks und Bädern mit Toiletten und Duschen ausgestattet, damit ihr nirgends auf euch alleine gestellt seid. Ihr könnt jederzeit Personal hinbestellen, das euch bringt, was ihr möchtet – oder einfach alleine sein. Unser Lieblingsstrand war übrigens Aquarium Beach. Wie aus einem Traum! Und ich hab schon sehr viele schöne Strände gesehen.

Ein besonderes Event, das das Four Seasons seinen Gästen anbietet, bewerben sie fast gar nicht: Ihr könnt ein Picknick an einen der Strände der Insel bestellen. Zu einer Zeit eurer Wahl trifft euch dort entweder ein Butler oder fährt euch hin. Dort ist bereits ein aufwendiges Picknick mit allem drum und dran vorbereitet. Unser Butler Martin aus Kenia hatte uns auch seine Lieblingsmusik mitgebracht und uns etwas über sein Zuhause und die weißen Haie erzählt, die selten in der Lagune gesichtet werden. Macht das unbedingt auch! Wir haben gut gegessen, waren schnorcheln und hatten tolle Gesellschaft, und das auch noch an einem so perfekten Ort.

Das echte Wunder wartet unter Wasser
Geht unbedingt schnorcheln! Auch hier ist jede Stelle ein bisschen anders. Entweder lässt ihr euch an der rauen Außenseite vom Drift bis zum Ende der Insel durch den Korallenwald tragen, oder ihr schnorchelt im absolut klaren Wasser auf der stillen Innenseite des Atolls durch die Riffe. Gegen vier Uhr, wenn die Sonne sinkt, könnt ihr wilde Rochen im niedrigen Wasser beim Jagen begleiten. Es gibt zahlreiche Schildkröten und die größten Stachelrochen, denen ich je begegnet bin. Der größte, den wir sehen konnten, war ungefähr acht Meter groß und schlief unter uns auf dem sandigen Grund. Meine Freundin ist extra den weiten Weg zurück zum Ufer und zurückgeschwommen, um die Kamera zu holen, die wir natürlich genau in diesem Moment am Strand hatten liegen lassen. Das war den Aufwand aber wirklich wert!

Das Resort hat das Meeresthema entsprechend verinnerlicht. Jeden Abend findet ihr Seefahrergeschichten auf eurem Kopfkissen, handgebunden und nur für das Resort gestaltet, manche sogar nur für Desroches geschrieben. Die Speisekarten sind handschriftlich gestaltet und voller Gedichte und einem Desroches-Seefahrer-Logbuch. So liebevoll und detailverliebt! Diese kleinen Dinge machen ein Hotelerlebnis für mich magisch.

Unübertroffener Service! Genießen zwischen Leuchtturm und Sonnenuntergang
Abgesehen von der Naturschönheit kann das Four Seasons Desroches auch mit einem herrlich entspannten Luxus und sehr guten Restaurants aufwarten. Das Spa haben wir leider nicht probiert, holen das aber sicher beim nächsten Besuch nach. Das Resort verfügt über vier Restaurants, von denen der Leuchtturm nicht nur räumlich ein Stück entfernt auf einer Halbinsel steht, sondern auch die Krönung der kulinarischen Leistung auf der Insel darstellt. Dort haben wir fast jeden Abend gegessen und es wurde nie langweilig.

Das Küchenpersonal hat sich uns persönlich vorgestellt, sie haben sich erkundigt, wie es schmeckt und was sie ändern sollen, und haben uns auch in einen Wettkampf in der Küche einbezogen, welche Gerichte auf der Karte besonders gut ankommen. Dieser Kontakt zum Gast war sehr auf Augenhöhe und ist sicher auch für andere jüngere Reisende wie uns richtig toll! Als ich mich nach einem Rezept erkundigt habe, wurde ich sofort in die Küche gebracht, der Koch führte mir die Zubereitung vor, und schon zum Frühstück am nächsten Tag überbrachte mir ein Bote das Rezept für Zuhause. Mitten in der Nacht hatte das Küchenpersonal sogar noch extra Fotos von den Arbeitsschritten gemacht und in das Rezept gelayoutet! Ich bin immer noch absolut begeistert von der Extrameile, die für uns gegangen wurde! Ganz großer Respekt an die Küchencrew!

Auch als ich mich bei einem kreolischen Abend nach dem Geheimnis des Tintenfischcurries erkundigt habe, kam sofort der Koch an unseren Tisch und erklärte mir alle Arbeitsschritte. Fantastisch!
Übrigens bin ich ja ein Riesenfan von Eggs Benedict. Beim Frühstück wurden mir sogar sieben verschiedene Varianten angeboten, durch die ich mich im Lauf der Tage durchprobiert habe. So macht man mich glücklich!

Gay-friendly resort!
Während unseres Aufenthalts waren auch zwei schwule Paare zu Gast, eines davon mit Kindern. Wir haben uns alle wohl gefühlt, wurden freundlich und offen behandelt, und es gab keine dummen Blicke. Hier könnt ihr euch entspannt zurücklehnen.
Wusstet ihr übrigens, dass homosexuelle Paare auf den Seychellen heiraten können? Die Seychellen sind ein modernes Land, das auch den Wert von Gay Travel erkannt hat. Definitiv eine Empfehlung wert!
Eine Reise, die lange in Erinnerung bleibt
Unsere Tage haben wir mit Entdecken, Genießen und Entspannen verbracht. Für mich, die gerne Natur erlebt, überrascht wird, gut isst und Zeit im Wasser verbringt, war es der perfekte Ort. Ich bin mit Rochenschwärmen in der Brandung spazieren gegangen, habe unglaubliche Sonnenuntergänge erlebt, Riesenschildkröten haben mir aus der Hand gefressen, und ich habe mich wirklich frei und zufrieden gefühlt. Ich kann euch Desroches nicht genug empfehlen! Es gab für mich rein gar nichts zu bemängeln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ebenfalls exzellent. Fliegt unbedingt hin – und grüßt George von mir!
