Irgendwann landet jeder in Japan, oder so kommt es mir manchmal vor. Geht es euch auch so? Der Großteil meiner Freunde war schonmal dort, hat es mindestens vor, oder schaut sogar gefühlt alle zwei Wochen dort vorbei. Das Land, das in einer Science Fiction-Fantasie der 80er-Jahre gefangen zu sein scheint, zieht jedes Jahr mehr Besucher an. Wenn ihr dazu gehört und einmal durch Tokio (ich verwende übrigens statt Tokyo am liebsten die deutsche Schreibweise mit dem i) wandern wollt – egal ob ihr ständig dort seid oder einfach auch mal hinwollt – seid ihr vielleicht auf der Suche nach Orten, die euren Aufenthalt so richtig angenehm gestalten. Ein paar davon stelle ich euch hier vor:
Persönlicher Butlerservice ab dem Bahnsteig
Wenn ihr mit dem Zug in Tokio eintrefft, steigt ihr sehr wahrscheinlich an der Tokyo Station aus. Zwischen ihr und dem Kaiserpalast liegt das Bankenviertel Marunouchi, in denen ihr die Hotels der höchsten Kategorien in engstem Umkreis verteilt findet. So gut wie jeder große Name ist dort vertreten.
Ich habe mich – wie so oft – für die lokale Niederlassung von Four Seasons entschieden: das Four Seasons Hotel Tokyo at Marunouchi. Wenn ihr dort gebucht und den Pick-up-Service (gratis) bestellt habt, erwartet euch am Bahnsteig bereits eine nette weiß-livrierte Mitarbeiterin. Euch wird das Gepäck abgenommen und ihr werdet auf direktem Weg zum Hotel gebracht, das sich in unmittelbare Nähe des Bahnhofs befindet. Wer die Tokyo Station kennt, wird diesen Service sicher zu schätzen wissen.
Dieser Service steht euch übrigens auch bei der Abreise zur Verfügung. Der Kauf der Zugtickets und der Transport der Koffer (bis in den Zug) wird euch abgenommen und ihr werdet über Hinterwege und einen privaten Aufzug direkt zum Gleis gebracht.
Aber jetzt kommen wir erstmal an.
Four Seasons Tokyo at Marunouchi: Eine ästhetische Oase im Bankenviertel
Das 6 Sterne-Hotel ist sicherlich das intimste unter Tokios Luxushotels. Es liegt direkt um die Ecke der Ginza, Tokios berühmtester Einkaufsstraße für Designerartikel, und nur ein paar Minuten zu Fuß vom Tsukiji-Fischmarkt (alte Location) entfernt. Das Four Seasons verfügt nur über 57 Zimmer, neun davon Suiten. Wenn ihr also eine ruhige stilvolle Atmosphäre und genau das richtige Mittelding zwischen schick und gemütlich schätzt, werdet ihr hier fündig. Es erwarten euch hohe Decken, dunkles Holz und Metall, sattes indirektes Licht und die modernen Blumenarrangements des dänischen Floristen Nicolai Bergmann, der in Tokio tätig ist.
Für Tokio eher unüblich belegt das Hotel eher niedrige Stockwerke. Liegt euer Zimmer auf der Bahnhofsseite, könnt ihr über bodentiefe Fenster die Shinkansen kommen und fahren sehen (denkt lieber daran, nach Einbruch der Nacht die Vorhänge zuzuziehen, wenn es nicht ohnehin der Turn Down-Service für euch getan hat).
Alle Zimmer sind für tokioter Verhältnisse überdurchschnittlich groß, haben vollverglaste Fensterfronten, sind sehr geschmackvoll-modern ausgestattet und verfügen über prächtige Bäder, ganz in Gold, mit Kosmetikartikeln von L‘Occitane. Die Bäder der Ecksuiten sind voll verglast. Von der freistehenden Badewanne aus könnt ihr die Stadt draußen beobachten. Keine Sorge, ihr könnt nicht von draußen gesehen werden.
Auf den Betten warten übrigens hoteleigene graue Schlafanzüge auf euch. Das ist ein Service, der mit außerhalb Japans noch nie begegnet ist. Es hat aber etwas häuslich-charmantes und ihr werdet sicher gut schlafen – vor allem wenn ihr, wie wir, spät am Abend eingetroffen seid.
Wenn ihr wieder wach seid, habt ihr sicher Hunger. Im siebten Stock wartet das französische Art Deco-Restaurant Motif, das einzige des Hotels, auf euch. Hier könnt ihr außerordentlich gut und stylish und mit Aussicht auf den Bahnhof frühstücken. Wenn an euch ein Trainspotter verloren gegangen ist, ist das definitiv euer place to be!
Die Gerichte auf der Karte stammen von Sternekoch Hiroshi Nakamichi. Die Küche gibt sich zudem, so wie man es erwartet, ganz besondere Mühe mit dem Anrichten der Speisen.
Nebenan findet ihr die Hotelbar Living Room, wo Trüffelpopcorn und Champagner-Freeflow auf euch warten. Angenehmes Extra: Der Service spricht generell überdurchschnittlich gutes Englisch, auch im Vergleich zu anderen Luxushotels in der Stadt.
Das Highlight: Euer privater Onsen im Spa
Während eures Aufenthalts solltet ihr unbedingt das Spa besuchen! Kommt am besten am Vormittag, dann habt ihr mit etwas Glück die ganze Anlage für euch. Das heißt in diesem Fall: Alle zwei Räume. Euch erwartet im Four Seasons das kleinste Spa, in dem ich je war, aber ein absolut unvergessliches. Es erwarten euch, neben dem sehr geschmackvoller privater Kosmetikbereich, ein wunderschön in dunklem Holz und Schiefer gestalteter Onsen! Das ist unter den tokioter Luxushotels einzigartig und wird höchstens noch vom Aman getoppt. Hier habt ihr absolute Privatsphäre. Macht euch also keine Sorgen wegen eurer eventuellen Tattoos. Hier könnt ihr die japanische Kultur der heißen Bäder in Ruhe und auf höchstem Niveau genießen.
Entdecken und essen im direkten Umkreis
Zahlreiche Must-Sees sind in angenehmer Entfernung gelegen. An einem Tag mit gutem Wetter könnt ihr vieles abhaken, indem ihr einfach nur einen Spaziergang macht. Die Ginza und Tsukiji habe ich ja schon genannt. Innerhalb weniger Minuten erreicht ihr den Kaiserpalast oder könnt durch den Hibiya-Park wandern.
Wir waren im Herbst dort und fanden gleich mal das lokale Oktoberfest vor. Dabei waren wir doch genau während dieser Zeit wegen des Original-Oktoberfests aus München geflohen! Diese Variante war aber weit netter, und aus deutscher Perspektive sehr lustig.
Wenn ihr schon in einer der kulinarisch interessantesten Städte der Welt seid, solltet ihr mindestens ein Spitzenrestaurant besuchen. Wir hatten die Freude, einen der nur vier Tische bei Yoshiaki Takazawa zu bekommen, der zu den 50 besten Köchen der Welt gezählt wird. Von diesem einmaligen Erlebnis berichte ich euch in den nächsten Tagen hier.
Wer es dagegen bevorzugt, das Sternerestaurant direkt im Haus zu haben, sollte sich das nächste Hotel genauer ansehen:
Mandarin Oriental Tokyo: Auf Augenhöhe mit dem Sky Tree
Wenn ihr im Mandarin Oriental Tokyo ankommt und mit dem Aufzug vom Erdgeschoss hoch in die Lobby im 38. Stock gefahren werdet, erwartet euch eine fantastische Aussicht. Das 6 Sterne-Hotel der asiatischen Marke Mandarin Oriental in einem von Cesar Pelli entworfenen Wolkenkratzer weiß in jeder Hinsicht zu begeistern. Durch die zwei Stockwerke hohen Fensterfronten seht ihr schon beim Check-in den Sky Tree und, wenn ihr euch umdreht, den Fuji. Sämtliche öffentlichen Bereiche des Hotels, die an einen eklektischen Nachtclub erinnern, wurden von Ryu Kosaka entworfen. So zum Beispiel die glamouröse Bar, in der zu den Klängen des Indoor-Wasserfalls serviert wird, bis der Live Jazz beginnt.
Hier befindet ihr euch in einem großen Hotel, auch wenn es sich durch seine Weitläufigkeit bemüht, euch davon nichts spüren zu lassen. Es gibt 179 Zimmer, inklusive einiger Suitenformate, jedes davon elegant ausgestattet in Holz, Washi und Stoffen von Reiko Sudo. Euch erwartet feines Porzellan, wunderschöne Schreibwaren (natürlich, Japan) und sogar ein Bonsai mit einer eigenen Biografie! Im Marmorbad findet ihr Kosmetikartikel von Bottega Veneta und eine sehr angenehme Heizung.
Ein Tipp: Es lohnt sich, in eurem Zimmer auf Entdeckungstour zu gehen. Öffnet unbedingt die Schublade am Fußende des Bettes! Darin findet ihr Yukatas für euren Aufenthalt. Wir haben das leider erst bei unserer Abreise bemerkt. Darauf könnte man Gäste besser hinweisen.
Ein einzigartiges Dinnererlebnis: Die Tapas Molecular Bar
Wenn ihr gut essen wollt, ist das Mandarin Oriental in der Stadt unübertroffen. Euch erwarten zwölf Restaurants, vier Michelin-Sterne – sogar der Pizzabäcker im Haus ist im Bib Gourmand verzeichnet. Abgesehen davon findet ihr direkt neben dem Hotel auch den weltberühmten Obstladen Sembikiya.
Unser persönliches Highlight war die mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Tapas Molecular Bar, die ihr auf Lobby-Ebene im hinteren Bereich mit Blick auf den Fuji findet. Acht Plätze gibt es an der Bar, in der jeweils ein Koch zwei Gäste bedient und sie dabei einen Abend lang mit der Zubereitung außergewöhnlichster Speisen unterhält. Ihr könnt mit ungefähr zwanzig kleinen Gängen rechnen, die ihr teilweise mit Hammer und Meißel(!) bearbeiten müsst, die euch wie mit Zauberei präsentiert werden und die euch auf die unkonventionellste Dinnererfahrung schicken! Dazu schreibe ich euch in den kommenden Wochen eine separate Review. Denn der Abend war aus vielen Gründen für uns echt völlig verrückt und total unvergesslich.
Was ich euch auf jeden Fall jetzt schon sagen kann: Wenn ihr neugierig auf Molekularküche (oder vielleicht sogar Fans) seid, lasst euch das keinesfalls entgehen!
Eine unerschöpfliche Auswahl
In Tokio ist es wirklich schwer, sich für ein gutes Hotel zu entscheiden, und es wird immer schwieriger – denn die Dichte ist einfach irre hoch und wächst weiter. Im Grunde könnte man einfach nur wegen der Hotels, die sich gegenseitig zu überbieten versuchen, bereits viele Male hinfahren. Mein nächstes Ziel in Tokio ist auf jeden Fall das Aman. Wenn es soweit ist, könnt ihr mein Review natürlich hier erwarten!
Wenn ihr bis dahin aber Fragen oder Kommentare habt, schreibt mir gerne!