Eine Insel am Ende der Welt, unerreichbar wenn nicht mit dem Privatjet, absolute Ruhe, völlig unberührte Natur und ein Luxusresort, das seinesgleichen sucht. Das ist The Brando – das Vermächtnis von Marlon Brando, der das Atoll Tetiaroa in den 60er Jahren für $200.000 kaufte und es so ursprünglich wie möglich erhalten wollte. Das nachhaltige Resort, das er dort eröffnen wollte, scheiterte. Zehn Jahre nach seinem Tod eröffnete 2015 The Brando, ausgestattet mit Technologien, die auf Ideen von Marlon Brando zurückgehen, geführt unter anderem mit Hilfe seiner Familie.
Leonardo DiCaprio nennt die Lagune von Tetiaroa die „Badewanne der Milliardäre“. Barack Obama blieb gleich sechs Monate dort, um sein Buch zu schreiben. Mit etwas Glück sitzt ihr an der Bar neben Johnny Depp, der gelegentlich vorbeischaut. Ich bin auf meiner zweiten Südseereise hingeflogen und habe mir The Brando angesehen. Hier erzähle ich euch davon.
Ein privates Terminal für einen einzigen Flieger
Wenn ihr am internationalen Flughafen von Tahiti in Papeete ankommt und das Flughafengebäude verlasst, müsst ihr euch nach links Richtung Parkplatz wenden und dem rot gekennzeichneten Gehweg folgen. Wenn ihr das Gefühl habt, ihr seid völlig falsch, dann seid ihr richtig: Zwischen Hangars und Mitarbeitereingang für die Fluglotsen findet ihr das kleine Terminal von Air Tetiaroa. Im Grunde ist das gar keine Fluggesellschaft, sondern das private Terminal für Gäste des Brando. Hier wird eure Reservierung von zwei Mitarbeitern am Counter geprüft, euer Gepäck sehr professionell gescannt (immerhin ist hier die VIP-Dichte überdurchschnittlich hoch) und ihr werdet in die Lounge geführt. Diese ist nicht nur richtig luxuriös ausgestattet, verfügt über Bäder, ein Buffet und einen gemütlichen Wartebereich, sondern ist auch viel zu groß dafür, dass der Flieger von Air Tetiaroa gerade einmal sechs Passagiere fasst.
Hier könnt ihr euch bequem auch eine längere Zeit aufhalten. Manchmal müsst ihr das auch, so wie wir, denn der Flieger hatte fast 90 Minuten Verspätung, dank einer Regenfront, die uns den ganzen Aufenthalt auf Tetiaroa lang begleitete.
Schließlich kam der Flieger an, eine kleine Maschine in der türkisblauen Resortoptik mit den zwei Seepferdchen. Unser Gepäck wurde verladen, die Piloten stellten sich vor, entschuldigten sich für die Verspätung, und wir gingen an Bord.
In einer so kleinen Maschine kann es bei Regenwetter recht choppy werden. Dazu kommt, dass die Piloten hier nur auf Sicht fliegen. Die 20 Minuten nach Tetiaroa bewältigen sie aber nahezu im Schlaf. Und was für ein Anblick das Atoll von oben ist! Wenn man es selbst sieht, wird einem erst so richtig das außerordentliche Privileg bewusst, dieses Naturwunder erleben zu können. Mehr dazu später. Denn schon folgte die Landung auf der resorteigenen Landebahn und wir wurden vom gesamten Team mit Musik und viel Freundlichkeit empfangen.
2016: Das Jahr der Katastrophe
Unsere Reise fiel in das Frühjahr 2016 und der El Niño des Jahrhunderts war in den letzten Zügen – mit sichtbaren Spuren. Kurz vor unserer Ankunft in Polynesien war das Wasser wochenlang über 30 Grad warm gewesen. Ganze Fischarten, die zwei Jahre zuvor noch zahlreich um uns herumgeschwommen waren, waren jetzt spurlos verschwunden. Die bisher katastrophalste Korallenbleiche fraß sich zeitgleich durch die Ozeane, vernichtete ein Drittel des Great Barrier Reefs und hinterließ auch Spuren im Wetter. Im Mai ist das Wetter üblicherweise ruhig in der Südsee. Nicht diesmal: Regenfronten zogen immer wieder durch, es war außergewöhnlich feucht und neblig, und man spürte, dass gerade etwas passierte. Wie groß die Auswirkungen waren, kam erst in den Monaten danach Stück für Stück heraus. Ihr könnt aber den Fotos ansehen, dass sich im wahrsten Sinne des Wortes etwas zusammenbraute.
The Brando: Nachhaltig, absolut privat und kompromisslos luxuriös
Doch zurück zum The Brando. Ihr seid auf der Insel des Atolls gelandet, auf der das Resort steht. Alle anderen Inseln sind unbewohnt, zwei davon sind zugänglich, der Rest ist off limits. Mehr dazu später. Denn jetzt werdet ihr erstmal einem Elektrobuggy zu eurer Villa gebracht. Der Check-In hat bereits am Terminal in Papeete stattgefunden, deshalb ist hier keiner mehr nötig. Das Resort verfügt nicht einmal über eine Rezeption. Stattdessen gibt es zwei Restaurants, zwei Bars, ein Marine Center und 35 großzügige Villen mit Privatpools und großen eigenen Strandabschnitten. Unser Haus lag an der Mermaid Bay, schon bei der Ankunft sah ich einen Lemon Shark durch die türkisblaue Brandung schwimmen.
Vor der Terrasse, die ihr aus dem Wohnzimmer betreten könnt, liegt euer Pool und dahinter der lange Strand mit einem Daybed. Alle Anlagen könnten mit Hilfe eines Ipads gesteuert werden, über das ihr auch alle Services nutzen, Essen bestellen etc. könnt.
Die Villen sind eine Sensation für sich: In jeder erwarten euch ein Wohnzimmer, ein Medienraum (nur dafür konzipiert, in perfekter Akustik Musik hören zu können!), ein erhöhtes Schlafzimmer, ein Ankleideraum, ein noch einmal darüber erhöht gelegenes Bad mit einem Außenbereich (die Badewanne befindet sich draußen auf einem Podest, sodass ihr aus ihr nachts die Sterne gut beobachten könnt).
Natürlich erwartet euch Champagner, eine ausgewählte Liste hochwertiger Spirituosen, eine sehr gut ausgestattete Minibar, eine Nespressomaschine und eine Führung durch euren Butler. Mit besonders viel Fingerspitzengefühl erklärte er uns auch das Mülltrennungssystem, das im Grunde wie das in Deutschland funktioniert – in Polynesien ein Sonderfall.
Theoretisch müsstet ihr eure Villa nie verlassen, aber das wäre natürlich Verschwendung. Vor eurem Haus findet ihr einen überdachten Zugang, unter dem zwei Fahrräder darauf warten, dass ihr die Insel entdeckt.
Es kann gut sein, dass ihr bei eurer Rundfahrt durch das Resort und darüber hinaus über die holperigen Dschungelwege niemandem begegnet. Das liegt natürlich auch am Preis – das Brando ruft mit einem Übernachtungspreis von rund 3.000 Euro/Nacht nicht gerade ein Schnäppchen ab). Aber es liegt auch an der Weitläufigkeit der Anlage, die selbst bei voller Belegung genug Raum bieten würde, um sich herrlich darin zu verlieren. Es gibt mehr Strände und Palmenhaine, als ihr nutzen könnt. Nur um die Restaurants und Bars herum werdet ihr Leuten begegnen – nicht selten auch Hollywoodprominenz. An einem Abend bin ich mit einer kleinen Gruppe betrunkener Radler zusammengestoßen, was eher witzig war.
All-inclusive für Superstars
Im The Brando ist alles inklusive – wenn ihr das All-Inclusive-Paket bucht, was eigentlich der sinn des Aufenthalts ist. Egal was es ist, es ist schon mit drin. Ein Gästepaar hatte sich einen Pool voller Eiswürfel gewünscht und kurz darauf kam der Butler mit der Schubkarre. Sämtliche Mahlzeiten, egal wann und was, sämtliche Getränke in allen Qualitäten sind drin, und um die Preise sinnvoll zu nutzen, solltet ihr auch ordentlich zuschlagen. Besonders beliebt ist Bob’s Bar am Strand, wo ihr frei alles trinken könnt und von wo sich manche Gäste niemals wegbewegen. Hier werden euch Tahitiperlen um die Gläser gebunden und Zeit verliert ihre Bedeutung.
Im Übernachtungspreis inklusive ist auch eine Spabehandlung pro Tag. Das Spa ist eine vielfach ausgezeichnete weitläufige Anlage um einen Süßwassersee, an dem ehemals tahitianische Prinzessinnen auf ihre Hochzeit vorbereitet wurden. Wir waren bei strömendem Regen durch, und es war richtig magisch. Oben in den Bäumen befindet sich übrigens ein eigener Behandlungsraum in der Form eines Vogelnests. Lasst euch am besten den buchen, der ist ungeschlagen.
Sämtliche Ausrüstung für Wassersport ist natürlich auch im Preis enthalten. Motorisierter Wassersport in der Lagune ist verboten, um die Riffe zu erhalten. Und die solltet ihr unbedingt entdecken, denn sie sind absolut einmalig.
Bahnbrechende Erfindungen und die Tetiaroa Society
Die Lagune von Tetiaroa ist einer der wenigen Orte auf der Welt, in der malvenfarbige Korallen wachsen. Außerdem beherbergt das Atoll seltene Vogelarten und fast ausgestorbene Kokoskrebse. Nicht zuletzt deshalb befindet sich auf Tetiaroa auch eine Forschungsstation, in der Wissenschaftler aus der ganzen Welt tätig sind. Mit eurem Aufenthalt spendet ihr automatisch einen Betrag an die Tetiaroa Society.
Eines der Projekte findet inzwischen weltweit Beachtung: Die genetische Manipulation von Mücken, die die Verbreitung von Moskitos eindämmen kann. Diese Technologie wird auf der Insel getestet, und tatsächlich: Ich bin kein einziges Mal gestochen worden. Wer tropische Inseln kennt, weiß: Das ist mindestens ungewöhnlich.
Das Resort selbst setzt Standards in Sachen Nachhaltigkeit: Die Klimaanlagen werden mit Tiefenwasser betrieben (darauf bestand Marlon Brando zu Lebzeiten; ein wesentlicher Grund, weshalb sein Resort nie zum Laufen kam), der Strom kommt aus Solaranlagen, Biokraftstoff wird aus Kokosöl gewonnen und Trinkwasser aus der Lagune aufbereitet, so viele Lebensmittel wie möglich werden im resorteigenen Garten angebaut. In euren Villen findet ihr riffschützende Sonnencreme und ihr seid dezidiert dazu aufgefordert, bitte nur diese zu verwenden. Das Resort sorgt dafür, dass euer Aufenthalt einen so geringen Fußabdruck wie möglich hinterlässt. Wenn ihr möchtet, könnt ihr die Forschungsanlage besuchen und dort mithelfen.
Belohnt werden diese Aktivitäten mit einer nahezu unveränderten Natur: Eine Reise in eine wilde Insellandschaft von fast schon absurder Schönheit.
Die größte Attraktion (und warum ich wiederkommen muss)
Das beste an Tetiaroa ist schließlich die Lagune. Hier sollt und könnt ihr nach Belieben herumschnorcheln und fast ewig weit rauswaten. Das Atoll ist geschützt und sich selbst überlassen: Es gibt keinen motorisierten Wassersport und keine Schiffe. Auf einer kostenlosen Tour könnt ihr zusammen mit einem Guide (Marlon Brandos Enkelin Tumi begleitet euch persönlich!) zwei Inseln besuchen. Der Rest des Atolls ist unberührbare Natur. Vom Boot aus könnt ihr sie beim Existieren beobachten.
Und diese Tour, auf die ich mich sehr gefreut habe, konnte ich leider nicht mitmachen, weil mich ein Infekt erwischt hat. Das knabbert heute noch an mir. Nur dafür schon muss ich unbedingt wiederkommen. Und vielleicht habt ihr ja jetzt auch Lust bekommen?
The Brando ist ein sehr teures Resort. Sicherlich gibt es noch teurere auf der Welt, aber dennoch müsst ihr tief in die Tasche greifen, um hier ein paar Tage zu verbringen. Dafür bekommt ihr aber auch ein einmaliges Erlebnis, wie es anderen Menschen ein Leben lang verschlossen bleiben wird. Auch die meisten Einwohner des Landes waren nie auf Tetiaroa. Und wenn man einen der Strände entlang geht, versteht man gut, wie sich Marlon Brando gefühlt haben muss, als er schrieb: „Tetiaroa is beautiful beyond my capacity to describe.“