Meinen ersten Kontakt mit Fidschi hatte ich vor vielen Jahren im Film „The Truman Show“. Vielleicht erinnert ihr euch noch an die Szene, in der Truman ins Reisebüro geht und ein One-Way-Ticket kaufen möchte. Wohin? Nach Fidschi. Denn: „Man kann nicht weiter weg sein, ohne schon wieder auf dem Rückweg zu sein.“
Ein magischer Gedanke, oder? So ähnlich wie bei Truman hat es bei mir aber eine Weile gedauert, bis ich tatsächlich nach Fidschi kam. Auf unserer Weltreise 2019 verbrachten wir schließlich drei Wochen auf mehreren Fidschi-Inseln. Es war eine absolut außergewöhnliche Reise. Wie sie begann, lest ihr hier im ersten Teil des Fidschi-Features. Und hier kommt der zweite Teil mit der Vulkaninsel Taveuni!
Inselhopping mit Fiji Air – Abseits der üblichen Pfade
Von Malolo in den Mamanucas aus haben wir ein Charterboot genommen, um zurück zur Hauptinsel Viti Levu in den Hafen Denarau zu fahren. Das dauert ungefähr 45 Minuten und bringt euch an wunderschönen Insellandschaften vorbei. Dort wartete bereits ein Fahrer auf uns, der uns erneut zum Flughafen von Nadi brachte. Dort haben wir unser dort zwischengelagertes Gepäck im Helikopter-Hangar von Island Hoppers wieder eingesammelt und wurden anschließend beim Domestic Terminal abgesetzt. Von dort aus ging es für uns mit dem Inselhopper von Fiji Air zur Garteninsel Taveuni im Westen des Landes. Wir hatten gnadenlos Übergepäck. Aber die netten und entspannten Mitarbeiter erließen uns den Aufpreis und checkten alles ohne weiteres für uns ein. Danke!
Domestic Terminals sind immer ein kleines Abenteuer. Ein paar der verrücktesten Momente meines Lebens hatte ich an Regionalflughäfen. Der in Nadi besteht im Grunde aus einer einzigen Wartehalle mit einer sehr fragwürdigen Cafeteria und einem winzigen Sicherheitsbereich. Im Nu waren wir auf dem Weg über das Rollfeld zu unserem kleinen Flieger und hoben ab zu unserem einstündigen Flug Richtung Taveuni.
Taveuni, die Insel der Gärten
Taveuni ist eine alte Vulkaninsel mit steilen Hängen, vielen Wasserfällen und einer atemberaubenden Pflanzenlandschaft. Der Resortmitarbeiter Aaron, der uns am winzigen Flughafen – nicht mehr als ein Bretterverschlag – abholte, beschrieb sie so: „Whatever you stick in the earth, it grows.“
Die meisten Menschen auf Taveuni leben als Selbstversorger. Und es ist nicht schwer, denn es gibt das ganze Jahr lang fast unbegrenzt Obst und Gemüse, die Bäume biegen sich unter Mangos, das Meer ist reich an Fisch. Als Europäer kommt es einem vor wie das Paradies. Armut ist weit verbreitet, aber scheint weniger weh zu tun, denn existenzielle Not kommt nicht auf.
Die Insel teilt sich in die Dörfer der unterschiedlichen Stämme auf, denen das Land seit jeher gehört. Ihr gesellschaftlicher Einfluss misst sich an der Zahl der Schildkröten, die das Meeresgebiet der Familie beheimatet. Abends kommen alle zusammen, um gemeinsam Kava aus Kokosnussschalen zu trinken – ein bitteres und beruhigendes Teegetränk, das aus der Wurzel eines Pfefferbaums gewonnen wird. Dabei werden Geschichten ausgetauscht. Seit Jahrtausenden geben die Seefahrervölker so ihr Wissen mündlich weiter.
Eine Villa über dem Meer und sieben Angestellte pro Kopf
Bei unserer Ankunft wurden wir bereits erwartet. Im kleinen Resort Taveuni Palms, das aus nur zwei weitläufigen Villen besteht, wartete bereits die ganze Belegschaft mit einem Begrüßungslied auf uns. Jeder stellte sich persönlich vor und das Besitzerpaar nahm uns in Empfang, um uns den Hang hinauf zu unserer Villa zu bringen.
Das Konzept von Taveuni ist das eines Resorts im Miniformat. Nicht mehr als zwei Familien können hier zur gleichen Zeit zu Gast sein. Es gibt eine Poolvilla weiter unten am Strand und eine Horizontvilla – natürlich ebenfalls mit Pool weiter oben. Jede Villa verfügt über mehrere Gebäude, zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, Pool und Jacuzzi, mehrere Terrassen und einen eigenen Strand. Pro Gast stehen euch hier sieben Angestellte zur Verfügung!
Buchen könnt ihr hier nur All Inclusive. Alle Mahlzeiten könnt ihr selbst gestalten, auch wenn der Koch jeden Tag Vorschläge macht. Wonach auch immer euch ist, das wird euch gebracht, egal zu welcher Zeit. Alle Ausflüge könnt ihr frei gestalten, euer Team bringt euch überall hin und zeigt euch alles. Jeden Tag schaut Colleen, die Besitzerin, vorbei und erkundigt sich nach euren Wünschen, plant entsprechend und macht alles möglich, das ihr euch wünscht.
Das Essen hier ist wirklich fantastisch, aber das ist nur eine Facette dieses wunderbaren Resorts, von dem so gut wie niemand weiß. Ihr könnt ganze Tage damit verbringen, eure Villa und die weitläufige Gartenanlage zu genießen, aber es gibt noch so viel darüber hinaus. Nach kurzer Zeit werden die Mitarbeiter zu richtigen Freunden (wir haben uns gegenseitig beigebracht, in allen Sprachen zu fluchen, die wir kannten). Mit ihnen haben wir Ausflüge über die Insel gemacht und konnten auch am lokalen Leben teilnehmen. Für Touristen bleibt das ja oft doch nur ein Blick durchs Fernrohr.
Wasserfälle, eine Rutsche im Regenwald und ein unglaubliches Korallenriff
Mit Aaron sind wir zu den Bouma-Wasserfällen auf den Berg gewandert, durch einen kleinen Nationalpark. Drei Wasserfälle stürzen hier vom Berg in felsige Becken, in die ihr zusammen mit den Inselkindern springen könnt. Ein Junge hat uns gezeigt, wie er mit dem Speer Fische fängt. Bei jedem Schritt durch das Gras springen fünf kleine Echsen zur Seite, und unwillkürlich denkt man, dass es so auch mal in Europa gewesen sein muss. Manche Erfahrungen kann man eben nur noch machen, wenn man richtig weit weg reist.
Vom Berg aus könnt ihr auch die Nachbarinsel Laucala sehen, die berühmte Privatinsel des Red Bull-Milliardärs Dietrich Mateschitz, auf der viele Bewohnter Taveunis arbeiten. Gemeinsam mit den Gästen von Laucala sind wir ein Stück weit den Berg hinauf gewandert. Sehr viel Menschen sind dort nicht unterwegs. Vorsicht übrigens nach Regentagen, denn ihr müsst ein paar Flüsse durchqueren. Ungeübten fällt nicht so leicht fällt, wie der eine oder andere Local denken mag.
Im Regenwald verbirgt sich auch Waitavala, ein Bach, dessen tiefes Bett aus Granitstein im Lauf der Jahrhunderte so ausgewaschen wurde, dass sich eine glatte Oberfläche gebildet hat. Eine natürliche Wasserrutsche! Hier kommen Jung und Alt zusammen, um gemeinsam das Wasser zu stauen und mit dem Schwung den Hang hinunter durch den Regenwald zu rutschen. Lasst euch dabei aber nicht davon täuschen, wie einfach es bei den Kindern aussieht. Ihr kommt da nicht ohne massenweise blaue Flecken oder die eine oder andere Verletzung raus. Hier lassen einen die Locals echt alt aussehen! Aber trotz diverser Nahtoderlebnisse erwartet euch hier der Spaß eures Lebens und ein echtes kleines Abenteuer. Tipp: Eine stabile GoPro und eine lange Badehose!
An einem anderen Tag haben wir einen Schnorchelausflug ins Rainbow Reef gemacht, das zwischen Taveuni und Fidschis größer Insel Vanua Levu hindurch verläuft und riesige Dimensionen annimmt. Es nimmt sich aus wie eine kleinere Version des Great Barrier Reefs, aber im Gegensatz dazu ist es in perfektem Zustand. Manchmal begegnet ihr hier Gruppen von Walen und Delfinen. Die Vielfalt an Korallen und Fischschwärmen ist schlichtweg gigantisch. Korallenbleiche sucht ihr hier vergeblich. Solltet ihr je die Gelegenheit haben, besucht unbedingt dieses Riff. Haltet auch Ausschau nach den Cabbage Patch-Korallen, einer besonders seltenen Korallenart, die an einer tiefen Stelle wächst und aussieht wie ein Kohlfeld. Dabei unbedingt einen langen Rash Guard oder Tauchanzug tragen und auf Sonnencreme verzichten!
An einem Strand, den wir im Anschluss besucht haben, haben wir ein Picknick gemacht und einen Babyhund adoptiert, den Aaron anschließend mit nach Hause genommen hat. Auch an den Stränden lässt sich wunderbar schnorcheln. Fidschi ist sozusagen die Welthauptstadt der Weichkorallen. Man kann gar nicht lange genug den Kopf unter Wasser strecken.
Authentisch mit(er)leben – Rugby und Kava-Zeremonie
Am Wochenende kommen die Mannschaften der Insel zum Rugbyspiel zusammen. Rugby ist der Volkssport und niemand verpasst die Spiele nach dem Gottesdienst. In sengender Hitze legen die Teams dabei sportliche Höchstleistungen hin während rundum Fisch und Huhn gegrillt und Snacks zu Spottpreisen verkauft werden. Wir waren die einzigen Touristen bei diesem Event und für einige Kinder war unser ungewohnter Anblick eine kleine Sensation.
Danach gab es unfassbar gute Ananas auf einem Spaziergang durchs Dorf und Aaron lud uns dazu ein, mit ihm und ein paar anderen Mitarbeitern Kava zu trinken.
Dazu haben sie auf einer unserer Terrassen eine selbstgewebte Bastmatte ausgerollt. Darauf wird die Kavaschale gestellt, ein aus Holz geschnitzter tiefer Kessel in der stilisierten Form einer Schildkröte. Das gemahlene Kavapulver wird mit Wasser vermengt und durch das Hindurchschwenken von zwei Kokosnussschalen vermengt. Reihum trinkt jeder aus der Schale, der Ranghöchste beginnt und gibt die Kokosnusshälfte geleert an den nächsten weiter. Dabei erzählt derjenige, der an der Reihe ist, eine Geschichte.
Kava, falls ihr ihn noch nie getrunken habt, schmeckt bitter und erinnert etwas an Matcha. Er hat eine beruhigende Wirkung und wird deshalb meistens am Abend getrunken. In Kalifornien gibt es viele Kavabars, und sogar eine Kava-Limonade gibt es in zahlreichen Ländern (Lava Cola). Die Teilnahme am Kava-Ritual ist ein Privileg und in manchen Staaten beispielsweise nur Häuptlingen vorbehalten oder ein Übergangsritual ins Erwachsenenleben. In Fidschi tranken es früher nur die Männer, heute ist es generell weit verbreitet. Für mich war es ein ganz besonderes Erlebnis!
Kokoskrabbe, das größte Krustentier der Welt
An unserem letzten Abend auf Taveuni wurde uns überraschend etwas ganz Besonderes serviert: Kokoskrabbe. Das hat mich gleichermaßen begeistert und bisschen schockiert. Kokoskrabben sind heute fast ausgestorben. Sie leben eigentlich in Kokoshainen und ernähren sich von Kokosnüssen. Dabei erreichen sie ein langes Leben und werden so groß wie ein kleiner Hund. Heute findet man sie nur noch auf entlegenen Inseln in unbewohnten Wäldern. In den meisten Ländern dürfen sie nicht mehr gefangen werden. Auf Tetiaroa haben wir einmal ein junges Exemplar gesehen. Ich hatte nie erwartet, einmal eine große Kokoskrabbe zu sehen – und jetzt lag das Fleisch einer einzelnen Schere auf meinem Teller, in den Kopfpanzer gelegt. Das macht schon ehrfürchtig.
Auf Fidschi ist der Fang der Krabben noch legal. Um unsere zu finden, war ein Fischer vier Tage unterwegs, um sie auf weit abseits liegenden unbewohnten Inseln zu suchen. Wenn sie zurückkommen, legen sie die Krabben manchmal an Leinen und führen sie spazieren, bevor sie zum Grillen gebracht werden. Das Fleisch ist so teuer, dass kein Local es sich je leisten könnte. Hätte ich die Wahl gehabt, hätte ich mich nie entschieden, eine zu essen. Aber jetzt lag sie da, also habe ich es natürlich getan. Danke, liebe Krabbe.
Abschied von Taveuni – und ein ungewisses Ziel
An einem wolkigen Tag verabschiedeten wir uns von Taveuni Palms. Wieder versammelte sich das gesamte Team und sang ein Lied für uns, wir machten Selfies zusammen und bekamen Abschiedsgeschenke. Danach wurden wir zu einem Strand gefahren, wo bereits ein Speedboat auf uns wartete. Nächstes Ziel: Vanua Levu!
Die größte Insel von Fidschi liegt direkt gegenüber von Taveuni, jenseits der Somosomo-Meerenge. Vanua Levu ist so groß, dass sie von Taveuni aus den gesamten Horizont füllt, obwohl sie mit dem Boot 90 Minuten entfernt liegt. Dabei ist sie größtenteils unbewohnt. Nur an den Ufern gibt es Dörfer, touristisch ist sie fast nicht erschlossen. Und dennoch erwartete uns hier unser nächstes Ziel: Wavi, die Privatinsel, von deren Existenz wir noch immer nicht ganz überzeugt waren.
Das war die zweite Etappe unserer Fidschi-Reise. Und was es mit Wavi auf sich hat, lest ihr hier!